HIP Startup Story: meevo

Hier bewegt sich viel…

Betritt man den Concept Store von meevo im Alten Wall 38, dann fallen einem sofort die Schaufensterpuppen, lässig drapiert auf vier Holzschaukeln, ins Auge. Als nächstes wandert der Blick auf schicke Lounge-Möbel in einem offen gestalteten, hellen Ladenraum mit minimalistisch-stillvollen Tischen und Regalen. Erst ein paar Sekunden später folgt der AHA-Moment, genau dann, wenn man die Rollatoren und Gehstöcke auf der Verkaufsfläche entdeckt und einem die Erkenntnis durch den Kopf schießt: „Moment mal, das ist ja ein Sanitätshaus!“
Wir sind heute zu Besuch in den Räumlichkeiten des Hamburger Startups meevo, das seit 2018 zum Startup-Netzwerk des Health Innovation Port gehört. Unten im Store empfängt uns meevo-Mitarbeiterin Laura, die uns in die Büroräumlichkeiten führt. Eines der grünen Samtsofas mit floralen Kissen im Küchenbereich erkennen wir sofort wieder: „Für die Einrichtung haben wir uns tatsächlich auch ein wenig vom HIP inspirieren lassen“, lacht Arlett, Mitgründerin und Geschäftsführerin von meevo. Wir schauen uns im schicken Office um: Blick auf den Alsterfleet, beste Hamburger Innenstadtlage. Stilvolle Sofaecken gegenüber den cleanen, schicken Schreibtischen. Ein Golf-Puttingmatte sorgt fürs entsprechende Startup-Feeling – als Alternative zum obligatorischen Kickertisch.

meevo – eine HIP Erfolgsstory

18 Mitarbeiter sind hier in den Bereichen Geschäftsführung, Service, Marketing- und IT sowie Orthopädie und Logistik tätig. Alle unter einem Dach. „2018 sind wir mit drei Mitarbeitern im Health Innovation Port gestartet. Irgendwann mussten eigene Büros her, außerdem haben wir am 29. August 2018 den Concept-Store im Alten Wall 38 eröffnet“, erzählt Arlett. Die drei Gründer Arlett Chlupka, Simon Maass und Florian Birner kennen sich schon lange, seit dem Studium. Arlett und Simon haben sogar sechs Jahre gemeinsam in einer WG gewohnt. „Wir haben 2017 den Hamburger Unternehmer Peter von le Fort kennen gelernt, der bereits sehr lange im Orthopädiebusiness tätig ist. Er machte uns darauf aufmerksam, dass das System der Hilfsmittelversorgung dringend „entstaubt“ und ins 21. Jahrhundert geholt werden müsse. Das fanden wir sehr spannend“, erinnert sich Arlett an den Anfang.
In Arlett, Simon und Florian fand Peter von le Fort ein junges Gründerteam, das jedoch bereits einige Erfahrungen in relevanten Geschäftsbereichen vorwies und das sofort Feuer und Flamme für die Idee waren. „Als wir mit meevo starteten und uns immer intensiver in das System der Hilfsmittelversorgung einarbeiteten, waren wir zunächst vor allem erstaunt – über ineffiziente Prozesse, den niedrigen Digitalisierungsgrad, aber auch darüber, wie gering die Erwartungshaltung bei vielen Kunden an diesen Bereich ist. Umso motivierter waren wir, dieses „Thema“ anzugehen“, erzählt Simon.

Startup Arbeitsleben durch und durch

Das Geschäftsführerteam lebte zu Anfangszeiten ein intensives Startup-Arbeitsleben: Simon baute die komplette IT-Plattform in Eigenregie auf, Arlett kümmerte sich persönlich um die Dekoration im Laden sowie um das Design aller Marketingmaterialien. Florian sortierte und verstaute Pakete im Lager. Alle drei standen für mehrere Wochen auch selbst im Laden, um Kunden zu beraten. Mittlerweile hat meevo zwar einen beachtlichen Mitarbeiterstamm aufgebaut, aber die Arbeitsweise des Geschäftsführerteams lässt sich nach wie vor als „Hands-on“ bezeichnen.
In den zwei Jahren seit Gründung hat meevo die konzeptionelle Ausrichtung aus strategischen Gründen immer wieder leicht angepasst: „Ursprünglich wollten wir deutschlandweit über 200 stationäre Läden eröffnen. Jetzt legen wir den Fokus auf eine digitale Strategie. Wir sehen uns als Omnichannel-Sanitätshaus. Die digitale Plattform soll mittelfristig durch ausgewählte Concept-Stores ergänzt werden“, erläutert Arlett. Im Hamburger Concept Store berät das Service-Team die Kunden in moderner Atmosphäre und bietet Vermessungstechniken für Einlegesohlen sowie Kompressionsstrümpfe an. Zudem gibt es neben dem klassischen Sanitätsbedarf wie Bandagen, Orthesen, Rollstühlen, Gehstöcken und Rollatoren auch Produkte, die den Alltag aktiver, einfacher und sicherer machen.

craftsoles by meevo

2019 gründete meevo die Marke craftsoles, eines von vielen digitalen Konzepten für den Hilfsmittelmarkt, an denen das Team von meevo arbeitet, um das Sanitätsbusiness großflächig zu modernisieren und nachhaltig ins 21. Jahrhundert zu holen. craftsoles ist ein @home-Versorgungsservice für maßgefertigte Einlagen. Bequem von zuhause aus können sich Kundinnen ihre orthopädischen Einlagen online konfigurieren, ihre Füße mithilfe eines speziellen Kits zuhause vermessen und die Einlagen ganz einfach zugeschickt bekommen. „Uns geht es mit craftsoles nicht darum, das traditionelle Handwerk der Orthopädietechnik überflüssig zu machen. Im Gegenteil – wir möchten dieses Handwerk in Deutschland erhalten – indem wir dessen Digitalisierung vorantreiben.” Was viele nicht wissen: „Geschätzt haben rund 70 Prozent aller Menschen Fußfehlstellungen und sollten Einlagen tragen. Zahlreiche chronische Beschwerden wie Rückenschmerzen und Kopfschmerzen rühren von Fehlstellungen der Füße. In der Realität trägt jedoch nur rund 20 Prozent der Bevölkerung tatsächlich Einlagen“, berichtet Arlett. Zudem zahlen die gesetzlichen Krankenkassen jedem Versicherten zwei Einlagen pro Jahr. Hier hat meevo auch einen Aufklärungsauftrag für sich identifiziert.

Die Reise geht weiter

Die Digitalisierung der Customer Journey geht für das Team von meevo auf jeden Fall noch weiter: „Wir überlegen permanent, welche Sortimentsgruppen unseres Offline- und Online-Stores wir in ein digitales Serviceangebot transformieren können. Hier liegt noch viel Potential“, sind Arlett, Simon und Florian überzeugt.